19.10.04

2004 "Die Große Arche", Forum 1822, Frankfurt a.M.


Die Grosse Arche, 2004, Auflage 5 + 2, 98 x 153 cm, Lambda Print, gerahmt

La Jetée, 2004, Auflage 5 + 2, 98 x 153 cm, Lambda Print, gerahmt

Liberté, 2002, Auflage 3 + 1, 98 x 153 cm, Lambda Print, gerahmt

Wolkentürme, 2004, Inkjet Print auf Leinen, 243 x 590 cm
Edition Wolkentürme, 2004, Lambda Print, 48 x 88 cm, gerahmt gerahmt

04.10.04

Ausstellung "Paris - Omaha", 2003, Art Agents Gallery


Omaha Beach, 2003, Serie, Lambdaprint, Diasec 70 x 113 cm, Auflage 5 + 2 AP

Omaha Beach, 2003, Serie, Lambdaprint, Diasec 70 x 113 cm, Auflage 5 + 2 AP

Omaha Beach, 2003, Serie, Lambdaprint, Diasec 70 x 113 cm, Auflage 5 + 2 AP

Omaha Beach, 2003, Serie, Lambdaprint, Diasec 70 x 113 cm, Auflage 5 + 2 AP

03.10.04

Ludwig Seyfarth: Auszug aus der Rede anläßlich der Ausstellung Paris–Omaha

Ludwig Seyfarth

Auszug aus der Rede anläßlich der Ausstellung Paris–Omaha:

...“Träume von Räumen – unter diesem Titel könnten auch die Bildwelten Nathalie Grenzhaeusers fungieren. Ihre Landschaften, Seebilder oder Stadtansichten beruhen auf realen Situationen, welche die Frankfurter Künstlerin an der französischen Atlantikküste und in der Pariser Region um La Défense fotografiert hat. Die Bilder beruhen auf den Fotos, aber „sind“ es Fotos? Schließlich hat die Künstlerin die Fotos am Computer grundlegend überarbeitet oder auch völlig verändern. Hier kommen wir zu ähnlich grundlegenden Fragen wie bei Raphael und Tobias Danke.

Ist ein Bild, das nicht mehr direkt auf ein abfotografiertes Motiv zurückführbar ist, überhaupt noch sinnvoll als Fotografie zu bezeichnen? Oder haben wir es mit neuen Formen des Bildes zu tun, bei denen mittels digitaler Bearbeitung herkömmliche Bildformen wie Fotografie, Gemälde oder auch Assoziationen an Theaterbühnen oder Filmsets hybrid miteinander verschmelzen?

Nathalie Grenzhaeuser hat kein Interesse daran, den Grad der Bearbeitung deutlich zu machen und sieht die ihr oft gestellte Frage nach dem technischen Vorgehen für ihre Kunst als absolut sekundär an. Sie lässt Realität unmerklich in Fiktion umkippen, um uns in eine merkwürdig entrückte Welt eintreten zu lassen, in der sich Orte und Zeiten vielschichtig überlagern.

In ihrer Serie "Omaha Beach" rückt Nathalie Grenzhaeuser die Motive, die sie entlang eines Strandabschnitts in der Normandie fotografiert hat, durch digitale Bearbeitung in eine merkwürdig entrückte Traumwelt hinein. Gegenwart und Geschichte gehen eine assoziative Verbindung ein. Die Erinnerung an den 6. Juni 1944, als die Alliierten an der Atlantikküste landeten, wird ebenso wachgerufen, wie Topoi der Landschaftsmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts oder Stimmungsbilder aus Western- und Science-Fiction-Filmen.

Die wie an einem lockeren Faden über die Wände der Galerie laufende Bilderfolge könnte eine fortlaufende Erzählung bilden, ist aber eher eine assoziative gedankliche Reise. Die verschiedenen Assoziationen bleiben bewusst in der Schwebe, stehen als mögliche Einstiegsebenen ins Bild nebeneinander. Die Betrachter sind eingeladen, sich selbst ihre eigenen erzählerischen Wege zu bahnen. Das einzelne Bild steht für sich, ist aber auch in die Serie eingebunden. In dem 3minütigen Film „Omaha Beach“, der als fortlaufender Loop gezeigt wird, wird das einzelne Bild zum Bestandteil einer ineinandergeblendeten Bilderfolge, die eine imaginäre Autofahrt suggeriert.

In einer zweiten, anders als „Omaha Beach“ noch nicht abgeschlossenen Fotoserie konfrontiert uns die Künstlerin zunächst mit einer sehr unromantischen Gegenwart. Die Fotos mit dem Titel "Liberté, Égalité, Fraternité" (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) entstanden im Pariser Stadtteil La Défense, dessen Stadtbild bestimmt wird durch gigantische Wohn- und Büroblocks aus Beton. Der Titel der Serie zitiert die Ideale der Französischen Revolution. Bis heute dienen sie als abstrakte Leitvorstellungen demokratischer Gesellschaften. In wieweit sie auch praktisch umgesetzt sind, lässt sich nicht zuletzt an der Gestaltung des Lebensraumes durch moderne Architekten ablesen, die diese Ideale städtebaulich umzusetzen versucht haben. Die von Èmile Aillot entworfene, den Beton auf fast spielerische Weise zu organoiden Raumkörpern formende und heiter-bunte Farben verwendete Gestaltung von La Défense gilt als Musterbeispiel einer „humanen“ Blockbebauung. Nathalie Grenzhaeuser hat sechs Jahre in Paris gelebt und die Entwicklung von La Défense seit Ende der achtziger Jahre aus nächster Nähe verfolgen können. Ihre in La Défense entstehenden Fotos lassen Realität und Phantasie ähnlich ineinanderfließen wie in der „Omaha Beach“-Serie, stellen aber gleichzeitig die Frage danach, ob die proklamierte Lebensqualität dieser Architektur für die Bewohner auch tatsächlich existiert.“